Warum auch Schülern die Charta nicht egal sein darf

„Stadtgemeinschaft OB Richard Arnold stellte die Charta der Gemeinsamkeiten in der Mozartschule vor.

PHILIPP ZETTLER

Gmünd-Hussenhofen. Gleichberechtigung, Religionsfreiheit, gleicher Zugang zu Bildung und Beruf. Alltäglich in Schwäbisch Gmünd, oder? „Nein“, betonte Oberbürgermeister Richard Arnold in der Mozartschule. „Freiheiten und Rechte müssen immer wieder neu erstritten werden.“ Donnerstagmorgen stellte er Schülern der 7., 8. und 10. Klassen sein Konzept der Gmünder Charta der Gemeinsamkeiten vor.

„Nach dem Zweiten Weltkrieg, war in Deutschland alles kaputt, genauso wie jetzt in Syrien oder Jemen“, erinnerte Arnold. Mit dem Grundgesetz schafften die Mütter und Väter der Bundesrepublik sich Regeln für eine freie und gerechte Gesellschaft. Die Gmünder Charta der Gemeinsamkeiten knüpfe zum 70-jährigen Bestehen der Verfassung daran an und schreibe die Regeln fort. „Ihr gehört zu den zwei Prozent Menschen auf der Erde, die freien und kostenlosen Zugang zu Schulbildung haben.“

In Gmünd leben 140 Nationalitäten mit vielen verschiedenen Religionen nebeneinander „Da brauchen wir Regeln, um gut zusammenzuleben“, beschrieb der OB und erläuterte den Schülern die Thesen der Charta: Dass in Deutschland, anders als in anderen Ländern, Konflikte gewaltlos gelöst werden. Dass Frauen aus Respekt die Hand zur Begrüßung gegeben wird. Dass Deutsch die gemeinsame Sprache für alle ist.

Freiheit verpflichtet

Nicht für seine Religion, Hautfarbe oder Sexualität verfolgt zu werden, sei auch heute nicht selbstverständlich auf der Welt. Als Arnold auf Homosexualität zu sprechen kam, wurde es unruhig im ethnisch gemischten Publikum. Mit „Bin ich denn ein schlechter Bürgermeister, weil ich schwul bin?“, sorgte Arnold schlagartig für Stille im Saal.

„Es darf euch nicht egal sein, was in Gmünd passiert“, erklärte Arnold. Die Charta verweist auch auf die Notwendigkeit ehrenamtlichen Engagements. Ohne Beteiligung sterben alle Vereine aus, und das Gemeinwesen verschwinde. „Ihr seid alle Bürger“, verdeutlichte Arnold den Schülern und lud sie ein, bei der Remstal-Gartenschau zu helfen.

Im Anschluss stellte sich der OB den Fragen der Schüler. Die waren mehr an Stadtpolitik und der Person Arnolds interessiert als an der Charta. „Warum dauerte es so lange, bis unsere Schule renoviert wird“ fragte Niklas und bekam vom OB erklärt, dass auch andere Schulen renoviert werden müssen und Handwerker fehlen. Andere Schüler wollten wissen, wie viel Freizeit ein OB hat und was Arnolds Motivation für sein Amt sei.“

„Der OB hat mit seiner offenen Art die Schüler sehr direkt angesprochen“, zog hinterher Lehrer und Stadtrat Sebastian Fritz (Linke) eine positive Bilanz. „Die Charta ist vorher in den Klassen besprochen worden und die Schüler haben die Ausführungen Arnolds sehr interessiert verfolgt.“

© Gmünder Tagespost 14.03.2019 18:56